Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Hauskapelle

Am 23.5.2011 erschien im "Schwäbischen Tagblatt" folgender Artikel über die Hauskapelle Jeckel:

 

Rund 100 Besucher waren neugierig auf die Hauskapelle der Familie Jeckel

Rar sind die Gelegenheiten, die Hauskapelle der Familie Jeckel selbst einmal von innen zu sehen. Entsprechend groß war der Andrang bei der gestrigen Stadtführung: Rund 100 Interessierte kamen, und Annerose Richter musste gleich zwei Führungen nacheinander machen.

 

Die Hauskapelle im Anwesen Marktplatz 12.Die Hauskapelle im Anwesen Marktplatz 12.

Rottenburg. „Sie hat mich schon immer fasziniert“, sagt Stadtführerin Annerose Richter über die Kapelle, „weil sie so geheimnisvoll ist, so versteckt liegt, und weil sie nicht öffentlich zugänglich ist.“ Nur einmal im Jahr, um die Weihnachtszeit, kann die Kapelle besucht werden.

Geweiht ist sie dem Heiligen Antonius von Padua, dem Schutzheiligen gegen Fieber und Pest, den gläubigen Katholiken gern auch um das Wiederauffinden verlorener Gegenstände anriefen. „Den nennt man auch Schlampertoni“, wusste einer der Besucher.

Nach dem Rottenburger Stadtbrand von 1644, ließ der tief gläubige Johann von Wagner Wohnhaus und Kapelle erbauen. 1655 wurde sie geweiht, der Brand von 1735 zerstörte sie gleich wieder. Vom damaligen Stadtschreiber Philipp Aumeier wurden Wohnhaus und Kapelle dann 1737 wiedererrichtet, erweitert um das Wirtshaus „Zum römischen Kaiser.“

Übernommen hat das Ganze 1842 Anton Bierlinger, von dessen Familie Haus, Kapelle und Wirtschaft 1938 auf den Kupferschmiedemeister Alfred Jeckel überging. Er ließ die Mälzerei abbrechen. 1952 schließlich restaurierte der bekannte Rottenburger Kunstmaler Alois Stehle das kleine Gotteshäuschen. Viele der ursprünglichen Heiligenfiguren wurden im Lauf der Jahre verkauft, erhalten aber blieb der gesamte Altar.

Dort steht eine Figur des Heiligen Urban, des Schutzheiligen gegen Trunkenheit, Gicht und Blitzschlag. Auf der anderen Seite befindet sich eine Gipsfigur des Heiligen Otmar mit einem Weinfass im Arm. „Man sagt“, berichtete Annerose Richter, „dass dieses Fass nie leer wird, egal wie viel man daraus trinkt.“

An der Stuckdecke sahen die Besucher ein gut erhaltenes Bild von Jesus mit einem Lamm, umgeben von sieben Bildern, die Marias sieben Schmerzen symbolisieren. Eine besondere Rarität befindet sich an der Nordseite der Kapelle: ein gut erhaltener Paramentenschrank, in dem die Priestergewänder untergebracht sind.

Seine ganz eigentümliche Atmosphäre verleiht dem Raum aber der Umstand, dass er durch Kerzen beleuchtet ist. Nur eine kleine Funzel kann man im Notfall einschalten. Sogar eine Orgel gibt es im Eingangsbereich und Sitzplätze – die gestern schnell besetzt waren – für ungefähr für 40 Personen.

„Manchmal“, weiß die Stadtführerin, „wird die Kapelle von der Familie benutzt.“ Alljährlich am Abend des ersten Adventssonntags hält der Priester Hermann Jeckel, jüngster Bruder von sechs Geschwistern, hier eine feierliche Messe nur für Familie und Freunde. „Würde mehr als ein Gottesdienst im Jahr abgehalten“, sagt Richter, „verlöre sie ihre Weihe.“ Denn das Kirchenrecht unterscheidet streng und reserviert Privatkapellen ausdrücklich für den Gottesdienst bestimmter Personen. Und mieten kann man dieses barocke „Kleinod mitten in der Stadt“, so Annerose Richter, übrigens schon gar nicht.

Auch eine Verbindung zur Fasnet gibt es. Das Pompele, eine Figur der Narrenzunft Rottenburg. verdankt sein Aussehen zwar einer Renaissance-Steinmaske, die beim Pulverturm in Ehingen gefunden wurde. Ihren Namen aber inspirierte ein Gedicht Sebastian Blaus: Es beschreibt einen sagenhaften Klopfgeist, der einst beim „Kaiserwiit“ am Marktplatz sein Unwesen getrieben haben soll. Und deshalb tragen die Pompele heute das Wappen des Kapellen-Erbauers Johann von Wagner auf ihrer Rückseite.

Quelle: Werner Bauknecht, Schwäbisches Tagblatt